Liberté
Es war einmal eine junge Prinzessin. Sie lebte in einem Schloss mit rosa Fensterläden, Stuck an den Decken und vielen große Himmelbetten. Es gab nichts, was sie nicht bekommen konnte und ihr standen alle Türen dieser Welt offen. Sperrangelweit offen. Trotzdem war die Prinzessin sehr unglücklich. Sie lachte wenig und verbrachte die meisten Stunden des Tages damit, ohne Ziel durch den Schlossgarten zu spazieren. Wahrscheinlich auf der Suche nach Etwas. Nur weiß niemand, was dieses Etwas war. Nicht einmal sie selbst. Natürlich war die Prinzessin nicht alleine. Sie hatte ein Hausschwein, einen schönen Esel im Garten und sehr viele sehr gute Freunde. Außerdem natürlich den König und die Königin, die immer an ihrer Seite waren. Insgesamt durfte sich die Prinzessin nicht beklagen. Sie hatte immer Freie Auswahl. Bei allem. Sie konnte ihren Tag gestalten, wie sie es wollte. Bei jeder Mahlzeit hatte sie mindestens drei Möglichkeiten. Jeden Abend konnte sie sich zwischen vier Schlafzimmern entscheiden, in denen sie die Nacht verbringen könnte. Jeden Morgen lief sie zwischen ihren sieben Kleiderschränken hin und her, um ihre Klamotten auszusuchen. Nachmittags konnte sie sich jeden Tag aufs Neue entscheiden, mit wem sie etwas unternehmen wollte. Natürlich hatte sie auch freie Auswahl zwischen allen Männern des Königreiches. Seltsam war eigentlich nur, dass sie das alles nicht interessierte. Sie wünschte sich am Morgen, dass das Hausmädchen die Entscheidung des Frühstücks traf. Beim Ankleiden zog sie blind die Klamotten aus dem Schrank und abends sank sie in das Bett, was am Nächsten war. Sie wollte sich nie selbst für etwas entscheiden. Weil alle Möglichkeiten so gut waren. Weil sie die Eier vermisste, wenn sie Brötchen aß, ihr die rosa Schuhe fehlten, wenn sie die Schwarzen trug und sie Sehnsucht nach dem fliederfarbenen Bett hatte, wenn sie in dem Dunkelblauen mit Sternenhimmel lag. Es passierte auf einem ihrer langen Spaziergänge. Es war schon dunkel, sie lief am Haus des Gärtners vorbei und konnte in sein beleuchtetes Wohnzimmer sehen. Dort saß er mit seiner Freundin auf dem Sofa, sie spielten Karten und tranken Wein. Für die Prinzessin war es sehr ungewöhnlich, dass das Pärchen nur eine Weinflasche auf dem Tisch stehen hatte, nur ein Zimmer hatten, in dem sie spielen konnten und nur ein Kartendeck zur Auswahl hatten. Am nächsten Tag fragte die Prinzessin den Gärtner, ob sie ihm vielleicht ein neues Haus kaufen sollte. Mit mehr Zimmern und sehr viel mehr Möbiliar. Mit vielen Türen und vielen Treppen. Und vielen verschiedenen Weingläsern und Kartendecks. Der Gärnter lachte und sagte: Ach nein, Kleines. Das ist sehr lieb von dir. Aber am Ende werden wir uns den ganzen Tag streiten, weil wir uns nicht entscheiden können, in welchem Zimmer wir den Abend verbringen werden...
mit deinen anspielungen solltest du es nicht übertreiben - ganz so viele kleiderschränke hast du nämlich auch nicht, prinzessin. und man sollte zwar das, was man hat, nicht unterschätzen, aber genauso wenig sollte man ins gegenteil verfallen und ganz revolutionär behaupten, man hätte viel zu viel. das wichtige ist doch, dass man es schätzt. und für seine zwecke zu nutzen weiß (das ist nicht so egoistisch gemeint wie es klingt). ich bin mir sicher, die prinzessin wird bald wieder gefallen daran finden, sich zu entscheiden. große preisfrage: besuche ich holly golightly in münchen oder nicht?
AntwortenLöschenAlso erstens ist das absolut überhaupt gar keine Anspielung.
AntwortenLöschenNaja, falls du doch einige Parallelen zu unserem Leben findest, ist das reiner Zufall.
Allerdings muss ich schon sagen, dass mich all diese Entscheidungen sehr oft überfordern. Und ich dankbar wäre, wenn ich mich einmal für etwas zu hundert Prozent entscheiden könnte. Was ich aber glaube ich inzwischen fast getan habe.
Aber dazu mehr am Mittwoch. Dann, wenn du mich besuchen kommst! BITTE!
Oder ich komm Mittwoch früh, wir verbringen einen schönen Tag in München, du fährst mit mir Heim, wir verbringen noch einen schönen Tag in Forchheim und am Freitag oder Samstag machst du dich auf den Weg Richtung Schweden...
Kuss
aber ist es denn so wichtig, sich 100%ig zu entscheiden? oft genügt ein wenig zeit - und entscheidungen fällen sich von selbst. denn: egal, wie man sich entscheidet oder entscheiden würde, im endeffekt kommt es wie es kommt und wir sind furchtbar machtlos.
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