Freitag, 8. Oktober 2010

Fußball.


Wenn ich über dieses Thema nachdenke, muss ich lächeln. Neben mir sitzt jemand, der sein Leben dem Fußball verschrieben hat. Und ich habe mein Leben ihm verschrieben. Gut. Wohl oder übel blieb mir also keine andere Wahl, als Freundschaft mit diesem Sport zu schließen. Heute kam dann sein Wunsch. "Schreib doch mal über Fußball. Deine Meinung." Nun sitz ich hier und versuche, Worte für das zu finden, was ich fühle, wenn ich an Fußball denke.
"Wo hat der Thomas Rosicky gespielt? Wie hat Deutschland 1990 die WM gewonnen? Wann ist der Club aufgestiegen?" Was hat Fußball an sich, das ihm die Macht verleiht, Geschlechter zu spalten? Und gleichzeitig eine ganze Nation zu vereinen?
Zwei Mannschaften. Ein Ball. Zwei Tore. Der Ball muss ins Tor. Eigentlich einfach. Und doch steckt so viel dahinter. Es gibt wohl keine Sportart, die so viel Taktik in sich birgt. Ich mag Fußball. Ehrlich. Seit ich dazu gezwungen wurde, mir gute und weniger gute Spiele von Anstoß bis Schlusspfiff anzusehen, ohne dabei zu sprechen, erkenne ich eine spannende Seite an diesem Sport. Es ist faszinierend, wie sich Ketten verschieben, Taktiken von einer zur anderen Sekunde umgeschmissen werden und Bälle gespielt werden, die unmöglich scheinen. Seit ich selbst nun auch noch dazu gezwungen bin, Grundlagen des Fußballs zu erlernen, sehe ich, wie viel Können hinter all dem steckt. Diese Flanken, Freistöße und Flinten verdienen großen Respekt. Und das Fußballgeschäft verlangt von seinen Darstellern eine enorme Selbstdisziplin und Geduld.
Und genau hier dreht sich das Blatt. Das Geschäft, das aus diesem Sport gemacht wird, ist wahrscheinlich normal. Funktioniert etwas gut und interessiert dabei auch noch Menschen, wird versucht, Profit daraus zu schlagen. Eigentlich noch nichts Schlimmes. Aber die Tatsache, dass in den größten Gurkentruppen in Timbuktu getan wird, als könne man mit einem Tor im 16. Saisonspiel die Welt verändern, weil man damit vielleicht mit nur noch 5 Toren Abstand gegen den Tabellen-Zehnten verlieren würde, geht mir gegen den Strich. Ich kann es nicht ausstehen, wenn ich am Sportplatz in einem Dorf hinter allen sieben Bergen stehe und mir von allen Seiten sämtliche Kraftausdrücke des deutschen Vokabulars anhören muss. Weil die gegnerische Mannschaft eben doch besser ist. Und wenn sie besser Fußball spielen, müssen sie automatisch dümmer sein. So läuft das.
Ich frage mich, warum man nicht ein faires Spiel spielen kann? Wer besser ist, gewinnt. Und muss sich deshalb nicht als Volli..., Wi... oder Hu.... beschimpfen lassen. Warum müssen Menschen, die in ihrem Leben wahrscheinlich noch keinen Ball auf ein Tor geschossen haben, 90 Minuten lang brüllen? Wen brüllen sie an? Und was denken sie, dadurch ändern zu können?
Der nächste Punkt, ist die Wichtigkeit, die durch Fußball verliehen wird. Jemand, der Fußball spielt, tritt grundsätzlich so auf, als hätte ihm die Queen persönlich den Ritterschlag verliehen. Er flaniert durch die Kleinstadt, grüßt hier und da und bei ganz besonders strahlenden Ohrringen bleibt er kurz stehen. Schüttelt die Hand, fragt nach der Planung für die kommende Saison und erkundigt sich beiläufig noch nach möglichen finanziellen Quellen. Dann wird ein flacher Witz über noch schlechtere Gurkentruppen gerissen und weiter geht der Spaziergang durch die Kleinstadt.
Das ist so schade. Dass dieser Sport, der so faszinierend sein kann, unter all diesem Schauspiel verloren geht. Dass die Kunst, die dahinter steckt, nicht mehr gesehen wird.
Das, was dem Fußball jedoch bleibt, ist die Möglichkeit, Menschen zu vereinen. Choreographien im Stadion und Fanchöre geben eine Vorstellung davon, welche Macht dieser Sport hat. Wenn die härtesten Männer sich in den Armen liegen und weinen. Egal, ob vor Freude oder vor Trauer. Wo sonst gibt es das? Wenn eine ganze Stadt zusammen findet, um ein Spiel anzusehen. Dazu noch in den Farben ihres Heimatlandes. Wo sonst gibt es dieses unendlich schöne Gefühl der Zugehörigkeit? Der Gemeinsamkeit. Der Einigkeit? Danke dafür, lieber Herr Fußball!

1 Kommentar:

  1. hm. ich mag fußball eigentlich nicht. und trotzdem stimme ich dem zu, was du hier schreibst. sport ist wichtig für die menschen und die gemeinschaft. aber manchmal nervt es mich, dass ich da rein gezogen werde, obwohl es mich überhaupt kein bisschen interessiert...

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