Freitag, 11. Juli 2008

Regen


Ich habe eine alte Vespa. Ich liebe sie. Sie ist hellblau, 44 Jahre alt und meistens kaputt. Naja, nicht kaputt. Aber eben auch nie wirklich perfekt funktionstüchtig. Ihr größter Fehler ist das Fahren bei Regen. Sie mag die Nässe nicht und springt dann meistens gar nicht an. Und wenn sie doch anspringt, trägt sie mich nur noch ungefähr 2,3 km. Danach pufft sie dann drei graue Wölkchen aus ihrem Auspuff und geht aus. Ich muss ihr aber dankbar sein. Diese 2,3 km sind nämlich genau mein Heimweg aus der Schule bis in meine Garage. Ganz im Stich lassen, würde sie mich also nie.
Heute war ich im Freibad. Natürlich mit meiner Vespa. Ganz plötzlich wurde der Himmel schwarz und ich konnte nur noch zu meiner hellblauen Wegbegleiterin rennen und sie mit netten Kosenamen beruhigen, dass wir den Heimweg im Regen schon schaffen würden. Nach etwa fünf Minuten und einigen Fehlstarts ihrerseits schaffte ich es auch.
Wir mussten nun einen Weg hinter uns bringen, der von herunter stürzenden Ästen, einem Sturm, der Ziegel vom Dach reißen hätte können und fünf- cent- großen Regentropfen bestimmt wurde.

Aber meine Liebste würde mich nie alleine im Regen stehen lassen und schließlich erreichten wir unser Ziel: die Garage.
Ich war etwas aufgeregt, einerseits froh, zu Hause zu sein, andererseits verärgert über das schlechte Wetter, das mir einen Strich durch meine Beachvolleyball- Pläne machte.
In der Garage empfing mich mein Opa. Er stand einfach nur dort und sah dem Regen zu. Er war begeistert. Erleichtert darüber, dass seine Pflanzen nun genügend Wasser bekamen, froh, dass ihm dadurch die Gießarbeit erspart blieb und fasziniert von diesen unendlich Massen, die vom Himmel stürzten.
Als ich mich ein wenig aufregte, sagte er in seinem unverkennbaren Dialekt: Na Hanna, des soll a mol schüddn. Des is doch bei uns schlimma, als wie drühm in Sponien. Na, da maanst, mir sen in Afrika. So is des do. Ich bin froh, dass des a mol rengt.
Naja, warum eigentlich nicht, dachte ich mir. Er hat schon Recht. Warum eigentlich nicht froh sein darüber, wie es ist. Denn ändern kann man jetzt sowieso nichts mehr. Und positive Seiten findet man wohl immer.

2 Kommentare:

  1. Süßes Posting, ich glaube da liebt jemand seine Vespa ganz besonders :) Ist der Weg vom Schwimmbad denn auch so lang wie der von der Schule nach Hause?

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  2. Nein, sogar ein kleines bisschen länger. Daran sieht man, wie sehr die Liebe zu meiner Vespa auf Gegenseitigkeit beruht... :-)

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