Swansea ist schön. Und es ist egal, dass Swansea keine schöne Fußgänger- Zone hat. Egal, dass in Swansea kein Haus zum Nächsten passt. Egal, dass Swansea keine verwinkelten Gassen und Kopfsteinpflaster hat. Egal, dass es in Swansea 200 Tage im Jahr regnet. Denn Swansea liegt am Meer. Das entschuldigt alles.
Es gibt nichts, was so befreiend ist, wie ein Lauf am Meer. Es ist egal, wie schnell man ist. Das Meer ist immer da. Es ist auch egal, wie schön man läuft. Weil das Meer nicht darauf achtet. Es ist egal, ob man alleine läuft. Weil das Meer ja da ist. Es ist egal, ob man schwitzt oder stöhnt beim Laufen, das Meer lacht einen nicht aus. Es ist einfach nur da, in seiner beruhigenden Art, eine Welle nach der Anderen zuverlässig an Land zu bringen und dieses wunderbare Rauschen von sich zu geben. Es ist da, um die Luft zu erfrischen und uns zu zeigen, wie wertvoll unsere Natur ist. Es ist unberechenbar und trotzem so stark und zuverlässig.
Ich mag auch das englische Wetter, auch wenn es auf Dauer wahrscheinlich depressiv macht. Ich mag es, wenn den ganzen Tag Morgenstimmung ist und es schon um vier Uhr zu dämmern beginnt. Ich mag es, den ständigen Nieselregen im Gesicht zu spüren. Ich mag es, wenn man über Pfützen springen kann und die Luft so klar und frisch ist.
Sicher wär all das schöner gewesen, hätten wir ein Zuhause gehabt, in dem man sich wohl fühlt. Für mich gibt es nichts Schöneres, als das "nach- Hause- Kommen". Die nassen Mütze abzustreifen, die Jacke an den Haken zu hängen und die durchweichten Schuhe gegen gemütliche Socken einzutauschen. Dann mit einer Tasse Kakao auf dem Sofa zu sitzen und zu reden. Nur hatten wir ein chaotisches, kleines Zimmer und ein eiskaltes, nach Schimmel riechendes Wohnzimmer. Das war wahrscheinlich der Haken.
Diese Reise war eine schöne Abwechslung zum Alltag. Eine wunderbare Gelegenheit, endlich genügend Zeit mit besten Freunden zu verbringen. Ein interessanter Einblick in das Leben der Engländer. Ein Kulturschock, wenn man Engländerinnen betrachten muss, die anstatt straffen Oberschenkeln und flachen Bäuchen Orangenhaut und Schwimmreifen haben, und trotzdem ihre Hose zu Hause vergessen haben. Auch bei fünf Grad minus. Wenn man das Balzverhalten des männlichen Geschlechts dazu betrachtet und den gnadenlosen Vorsatz der Beteiligten, sich ohne Wenn und Aber zu betrinken. Es war aber auch eine Lehrstunde in Dingen der Höflichkeit, der Freundlichkeit und des menschlichen Umgangs. So komisch sie sein mögen, diese Engländer. Sie tun keinem was. Sogar Mädchen in der Disco, die man nicht kennt, sind nett, anstatt im Gedrängel aus Versehen einen Ellbogen in die Rippen der hübschen Nachbarin zu stoßen. Es ist keine Kunst, Deutschland in Gelassenheit zu überbieten. Aber die Engländer schaffen es mit Bravur.
Und trotzdem hatte ich so Heimweh. Aber wahrscheinlich ist Heimweh einfach die Sehnsucht nach dem Menschen, den man liebt.
Und wenn der nicht da ist, hilft nicht einmal das Meer.
Das nächste Mal kommst du mit...
du schreibst wunderschön.
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