Es passiert selten, dass sich jemand bei uns verirrt. Eher andersrum. Es ist eher so, dass sogar die Menschen, die kommen sollen, den Weg nicht finden. Gestern allerdings hatten wir Glück. Der Nikolaus war da. Er muss es ganz alleine gefunden haben. Ich hab ihm den Weg nicht verraten. Und selbst falls der Nikolaus seine Route auf GoogleMaps plant, könnte er uns nicht finden. Es ist ganz unglaublich, dass er da war. Aber ich habe einen Beweis.

Ich glaube, ich weiß schon, was passiert ist. Der liebe Nikolaus war schon auf dem Heimweg. Aber es war dunkel. Sehr dunkel. Kein einziger Stern verriet ihm, wohin er musste. Wie ihr wisst, war das Wetter sehr ungemütlich. Es fing schon an zu regnen. Und die Wolken verdeckten sogar den Mond. Der Nikolaus war müde. Immerhin war gestern der stressigste Tag seines gesamten Jahres. Das steckt selbst der Nikolaus nicht so einfach weg. Sogar seine Augen waren so müde, dass er die Lider nur noch schwer heben konnte, um sich auf den Weg zu konzentrieren. Und dann plötzlich, schneller als er dachte, stand er vor seinem Haus. Das dachte er zumindest. Es ähnelt seinem eigenen Haus aber auch wirklich sehr. Der große Garten, der immer ein wenig verschneiter scheint, als alle anderen es tun. Der kleine Weg, der durch den Rosenbogen zur Haustür führt. Das warme, orangefarbene Licht, das verrät, wie kuschelig es drinnen ist. Der Geruch von Plätzchen und Tee, der dem Nikolaus daheim auch immer in die Nase steigt.
Er war also heilfroh, zu Hause zu sein. Er kroch durch den Kamin direkt in sein Bett und schlief sofort ein. Wir waren nicht da. Er konnte den Irrtum also nicht bemerken. Nach ein paar Stunden jedoch weckte ihn ein unbekanntes Geräusch. Dieses Geräusch konnte er nicht kennen. Es war unsere Maus. Frida. Niemand kennt sie. Selbst wir haben sie noch nie gesehen. Und trotzdem gehört sie zu unserem Haus wie die Haustür. Jede Nacht, pünktlich um halb drei krabbelt sie durchs Dach. Der Nikolaus schreckte auf. Das war nicht sein Zuhause. Schnell zog er seinen Mantel an und machte sich wieder auf den Weg. Aber dafür, dass er so gut geschlafen hatte, wollte er sich bedanken. Mit zwei schönen Socken.
Genau so muss es gewesen sein.
Danke, lieber Nikolaus! Nächstes Jahr bekommst du dein eigenes Kissen...
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